Benda

Benda
Bẹnda,
 
1) Ernst, Jurist und Politiker, * Berlin 15. 1. 1925; Rechtsanwalt, 1957-71 Mitglied des Bundestags (CDU); trug 1965 wesentlich zur Lösung des Problems der Verjährungsfrist für nationalsozialistische Verbrechen bei (u. a. »Rechtsstaat und Verjährung«, 1965). Als parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium (1967-68) und als Bundesinnenminister (1968-69) war er besonders mit der Bearbeitung der Notstandsgesetze befasst. Unter seiner Präsidentschaft (1971-83) traf das Bundesverfassungsgericht wichtige Entscheidungen, z. B. 1973 über den Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR; 1983 übernahm Benda einen Lehrstuhl für öffentliches Recht an der Universität Freiburg im Breisgau, Mitherausgeber des »Handbuchs des Verfassungsrechts« (1983). Benda ist Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages und war 1995 Präsident des Hamburger Kirchentages.
 
Weitere Werke: Industrielle Herrschaft und sozialer Staat (1966); Die Notstandsverfassung (1966); Grundrechtswidrige Gesetze (1979).
 
 2) Franz, eigentlich František Benda, böhmischer Violinist und Komponist, * Alt-Benatek (getauft Neu-Benatek, Böhmen, 22. 11.) 1709, ✝ Neuendorf (bei Potsdam) 7. 3. 1786, Bruder von 3); seit 1733 Mitglied der Kapelle des Kronprinzen Friedrich von Preußen, ab 1771 Konzertmeister der königlichen Kapelle in Berlin; schrieb v. a. Violinsonaten und -konzerte im empfindsamen Stil der Berliner Schule.
 
 
D. A. Lee: F. B. A thematic catalogue of his works (New York 1984).
 
 3) Georg Anton, eigentlich Jiří Antonín Benda, böhmischer Komponist, * Alt-Benatek (getauft Neu-Benatek, Böhmen, 30. 6.) 1722, ✝ Köstritz 6. 11. 1795, Bruder von 2); ab 1742 Violinist der königlichen Kapelle in Berlin, 1750-78 Hofkapellmeister in Gotha; schrieb außer Klaviermusik und Kantaten v. a. Melodramen (»Ariadne auf Naxos«, »Medea«, beide 1775) und Singspiele (»Der Dorfjahrmarkt«, 1775; »Der Holzhauer«, 1778), die durch ihre Tonmalerei und die Affektgestaltung die Entwicklung der deutschen Oper beeinflussten.
 
 
F. Lorenz: Die Musikerfamilie B., 2 Bde. (1967-71).
 
 4) [bɛ̃'da], Julien, französischer Philosoph und Schriftsteller, * Paris 26. 12. 1867, ✝ Fontenay-aux-Roses (Département Hauts-de-Seine) 7. 6. 1956; Mitarbeiter an der von C. Péguy begründeten Zeitschrift »Cahiers de la quinzaine«; wandte sich auf der Grundlage eines strengen Rationalismus gegen den Intuitionismus von H. Bergson (»Le bergsonisme ou une philosophie de la mobilité«; 1912), die Existenzphilosophie und alle irrationalen Formen der Begriffsbildung und Lebenshaltung. Sein kulturkritisches Werk »La trahison des clercs« (1927; deutsch u. a. als »Der Verrat der Intellektuellen«), in dem Benda die Rechtfertigung partikulärer politisch-weltlicher Interessen durch die Intellektuellen verurteilt, erregte bei seinem Erscheinen großes Aufsehen.
 
Weitere Werke: Belphégor (1918); Discours à la nation européenne (1933); La France byzantine ou la triomphe de la littérature pure (1945).
 
 
D. L. Schalk: The spectrum of political engagement: Mounier, B., Nizan, Brasillach, Sartre (Princeton, N. J., 1979).

Universal-Lexikon. 2012.

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